Langschläfer haben’s schwer
„Früh los, früh zurück“ heißt das Motto im Frühjahr. Diese eiserne Grundregel bringt Sicherheit. Denn wer zu spät startet, lebt gefährlich. Auf konkaven Firnhängen und Gletschern können am späten Vormittag mitunter Temperaturen von bis zu 20 oder mehr Grad herrschen. Der Schnee verwandelt er sich in wenigen Stunden von hart zunächst in leichten und dann zum schweren Firn bis hin zum Sulz. Grundsätzlich gilt: Mittags ist man möglichst wieder im Tal oder auf der Hütte. Und es geht ja nicht nur um die Sicherheit. Der Firn wartet nicht. Wer hat schon Lust im nass-faulen „Hax’nbrecher-Schnee die Abfahrt anzutreten.
Vorausschauend planen
Für die Tourenplanung stehen dir viele Tools zur Verfügung. In einer Reihe von Foren im Netz berichten Tourengeher über ihre Unternehmungen. Auch mit Webcams kannst du dir einen Eindruck von der Lage vor Ort verschaffen. Aber Achtung: die persönlichen und daher subjektiven Infos aus dem Netz solltest du immer mit den Lawinenlageberichten abgleichen.
Das sind u.a.:
- www.alpenverein-austria.at
- www.lawinenwarndienst-bayern.de
- https://lawinen.report
- www.avalanches.org
- www.lawis.at.
Für die digitale Planung gibt es beispielsweise mit www.alpenvereinaktiv.com und www.whiterisk.ch clevere Tools, die dir helfen, unter Einbeziehung der Lawinen- und Wetterlage zu planen, Tracks zu erstellen und diese auf das GPS oder Smartphone zu laden. Aber auch ein Blick in die „analoge“ Karte muss sein. Hier kannst du potentielle Gefahrenstellen, beispielsweise steile Bereiche über 30 Grad oder die im Lagebericht angegebenen Gefahrenstellen im Bezug auf die Himmelsrichtung erkennen.
Harsch- und Steigeisen
Oft ist die Aufstiegsspur am Morgen in einem unangenehmen Zustand. Über Nacht ist sie wie eine Glasur auf de Schokoladenkuchen gefroren. Hart wie Beton und manchmal holprig wie ein Acker. Da kommen die Felle an steilen Stellen schnell an ihre Grenzen. Ständig rutscht man zurück. Das kostet Kraft. Deswegen gehören Harscheisen bei jeder Tour in den Rucksack. Das Gleiche gilt für Steigeisen. Steile Kare oder Rinnen können zu knallharten „Wadelbeissern“ mutieren, denen ohne Zwölfzacker nicht beizukommen ist. Eventuell macht sogar ein kurzer Pickel Sinn. Allerdings solltest du dir klar darüber werden, ob du diese meist letzten Meter auch im Abstieg meisterst. Meist macht es Sinn, die Ski vorher stehen zu lassen oder den Aufstieg am Depot zu beenden.
Fellwachs
Gerade noch war man in der Sonne unterwegs, jetzt liegt der Aufstieg im Schatten. Und schon ist es passiert: Dicke Klumpen bleiben an den Fellen hängen und machen das Gehen so richtig schwer. Auch wenn die Felle heutzutage wegen ihrer guten Qualität weniger zum Stollen neigen, manchmal passiert es eben doch. Dann ist Kampf angesagt. Wer nicht in Minutenabständen mühsam mit dem Stock die Stollen weg kratzen will, behandelt die Felle vorher mit einem speziellen Fellwachs oder Spray. Unser Tipp: Ein Fellwachs gehört im Frühjahr zur Grundausstattung.
Viel Trinken
Schon ein Flüssigkeitsverlust von ca. 1 Prozent des Körpergewichts lässt die Leistungsfähigkeit spürbar sinken und ist schneller erreicht als man denkt. Bei einem 80 Kilogramm schweren Mann sind das 800ml Wasser. Die sind schnell ausgeschwitzt. Daher solltest Du viel zu Trinken mitnehmen. Die Grundregel dabei: lieber öfter und weniger als selten und viel. In der Stunde solltest du rund 500 -750ml Flüssigkeit zu dir nehmen. Am besten in regelmäßigen Abständen. Ein Wassersack mit Schlauch macht da Sinn, denn der erlaubt regelmäßiges Trinken, ohne den Rucksack abnehmen zu müssen.
Richtige Bekleidung
Der höhere Sonnenstand im Frühjahr lässt die UV-Strahlung durch den Schnee stärker reflektieren als im Winter. Daher gehören ein gutes Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor und Lippenschutz zur Standardausrüstung. Eine Gletscherbrille mit dunklen Scheiben der Kategorie drei oder vier ist auch bei bedecktem Himmel Pflicht. Und auch wenn’s tagsüber warm wird: Hard- oder Softshell, darunter mehrere Bekleidungsschichten, Mütze, Handschuhe und Wechselwäsche gehören natürlich ins Gepäck.
Die Füße schonen
Bei mancher Tour muss bis zum ersten Schneekontakt ein gutes Stück zu Fuß zurückgelegt werden. In Tourenstiefeln kann das deine Füße ganz schön fordern. Wenn du clever bist, gehst du diese Strecke mit Turnschuhen, die du dann beim eigentlichen Start der Tour unter einen Stein legst oder im Gebüsch versteckst. Auch ein Fahrrad kann bei besonders weiten Zustiegen Sinn machen oder ist bei mancher Tour unerlässlich.
Unser Fazit
Zusammengefasst solltest du unbedingt auf folgende Punkte achten:
- Stimmt mein Material (Genug Kleber auf den Fellen, LVS-Gerät funktionsbereit, Karten, GPS vorhanden)
- Immer den LLB (Lawinenlagebericht) verfolgen
- Nie alleine unterwegs sein
- Zeitplanung der Tour: sind ausreichend Puffer einberechnet
- Neuschnee: der Tag danach ist der gefährlichste
- Wind ist der Baumeister der Lawinen
- Im Frühjahr entspannen sich die Verhältnisse durch die verstärkte Sonneneinstrahlung schneller
- Kälte konserviert die Schneesituation
- Hangneigung: sobald man zum Wenden Spitzkehren machen muss, ist der Hang steil genug für Lawinen
Frühjahrsskitouren gehören für uns bei HAGAN zum absoluten Highlight. Angenehm warme Gipfelrast, mühelose Schwünge im Firn und Apfelschorle oder Radler auf der Hütten-Terrasse in der Sonne: Herz, was willst du mehr.